Kurz zum Geleit
Anhänger der Lehren des Marquis de Sade, Ihr seid hier falsch! Denn die ganze Welt hat sehnsüchtig darauf gewartet, dass sich noch einer öffentlich in die Gefilde der wirklich bewegenden SM, der Social Media begibt. In diesem Sinne...

Samstag, 20. Juli 2013

Europagericht rettet Fußballwelt vor Fußballvegetariern: But for how long?

Der Europäische Gerichtshof sieht den Kampf ums runde Leder quasi als Menschenrecht und verhindert, dass FIFA, UEFA, DFB und die ganzen vermeintlichen Bösewichte Spiele von gesellschaftlicher Bedeutung ins Pay-TV verschachern. “Harte Zeiten für Vermarkter” orakelt die Süddeutsche Zeitung darauf, wohl mit sorgenvollem Blick auf die Günther Netzers dieser Welt, die in Zukunft zusätzliche Millionen woanders generieren müssen. “In Deutschland ändert sich vorerst nicht”, schlussfolgert man beruhigt. Ist das beruhigend?

Bastion des Widerstands und der Unvernunft

In den Netz-Foren, wie z.B. bei der ZEIT, geht es dagegen politisch hoch her. “Sport ersetzt Widerstand”, klärt einer unter Pseudonym auf: “Brot und Spiele für das bekloppte Volk.” Ein weiterer sieht im Spiel eine der letzten “Bastionen gegen den Rationalismus in der Welt. Fußball ist bedeutsam, vielleicht mehr als die Tagesschau”. Das zergeht auf der Zunge. Gesellschaftliche Bedeutung hänge davon hab, was Medien als solche defininieren, weiß ein dritter skeptischer Zeitgenosse: “Vermutlich auch davon, wo Doping thematisiert wird und wo es einfach ignoriert wird – siehe Fußball.” Beim Magazin für Fußballkultur “Elf Freunde” indes verzeichnet der Artikel “Niederlage für Fifa und UEFA vor EuGH” sage und schreibe 0 Kommentare.

Die Luft ist raus. Manch einer ist kurz davor auch noch die Lust auf Fleisch zu verlieren.
 Foto: Kurt Michel/ pixelio.de

Dschungel-Grünschnitt und Euro-Retter 

Bei Bild.de kocht man andere Süppchen in Sachen Fußball. Die Winter-WM in Katar und die Quali-Spiele von Jogis Jungs bei RTL sind dort Thema. Keine Spur vom Urteil des Europäischen Gerichtshof: “Wird Fußball jetzt zum Dschungelcamp?” Naja, dagegen werden immerhin die Platzwarte etwas Grünschnitt haben. Springer-Exegeten scheinen aber immer die Kurve zu kriegen: “ARD und ZDF leisten sich die teuren Sportveranstaltungen nicht mehr – die GEZ-Gebühren gehen direkt nach Griechenland und Zypern”, kommentiert dort eine Dame. Aha.

Apropos Frauenfußball. Da war ja was, richtig: EM in Schweden. Um dem ganzen Ärger zu entkommen und politische Korrektheit zu transportieren, wäre Frauenfußball der Ausweg. Die vehemente Bedeutung des Herrengekickes lässt sich nämlich tatsächlich anhand der Medienrezeption festmachen. Und ob die nun Schuld ist oder die Leser, die das wollen, ist die Frage danach, ob Huhn oder Ei zuerst war. Die Frauen sind – sorry – noch richtige Sportsmänner: Da geht es nicht um Millionen, um Fernseh- und Werbeverträge. Es regiert der Ball und die Stafetten. Und die sind längst auch sehenswert.

Fußball-Vegetarier dieser Welt: Ich beneide Euch

Was folgt, tut mir aber aufrichtig leid: Ich vergleiche Frauenfußball jetzt mutwillig mit überzeugtem politischen Vegetarismus. Es gibt mittlerweile so viele leckere rein vegetarische Gerichte, vom Tofu in sämtlichen Variationen über herrliche Falafel-Mischungen bis hin zu im Wok gebrutzelten Gemüsepfannen. Da läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Doch lockt ein Schweinesteak vom Grill oder ein zartrosa Entrecote, was soll ich sagen, ich greife zu. Und dann sehe ich wieder die Reportagen von Massentierhaltung, Antibiotikamissbrauch in der Haltung und Morden nur für die Mülltonne – damit wir auch um 22 Uhr im Regal noch die Fleischeslust befriedigen können. Die Parallelen zur dunklen (Herren-) Fußballwelt sind offensichtlich. Aber ich bin noch nicht so weit, sorry.

Andere offensichtlich auch noch nicht: Der DFB-Präsident Wolfgang Niersbach will ernsthaft nach Schweden, um sich das Viertelfinale anzuschauen. Bei den Herren der Schöpfung quartiert der sich doch schon Wochen vor dem Turnier im Mannschaftshotel mit ein oder irre ich mich da? Mit meiner Gier nach Fleisch und Männerfußball trage ich – Stichworte: Sojafuttermittel-Anbau und Stadionbau – zu Unruhen beim kommenden WM-Gastgeber bei. Ich will entsagen. Liebe Damen, ich bin noch nicht soweit. Aber es brodelt in mir.

The World is safe now. But for how long?

Freitag, 28. Juni 2013

Musikalisch leicht ins Wochenende: Blut, Spritz, Stirb, Du halber Gott!

Einfältig. Ehrlich. Ungedopt. Bei Amon Amarth gibt es bestimmt kein Radler und man weiß einfach, was man an der Band hat. Eine Woche hat es gedauert, jetzt brennt die Scheibe derart im CD-Player, dass ich was schreiben muss.

Es geht um Amon Amarth - Deceiver of the Gods.

Amon Amarth sind die bärtigen langhaarigen Schweden, die ich gerne als die Blind Guardian des Death Metal bezeichnen will. Parallelen gefällig? Fast jeder mag die geilen Melodien und die gut arrangierten Songs. Dem ein oder anderen ist das Hobbit-Getue bzw das Wikingergedings nicht ganz so angenehm, weswegen auf den Kauf eines T-Shirts verzichtet wird.

Textlich ist man bei Amon Amarth schnell fertig: Da werden Halbgötter (Loki, gefährlich) getötet, belagert und gebrandschatzt, gemeinsam getötet und gestorben und anschließend nach Valhalla aufgefahren... das nordische Alltagsleben eben, nicht wirklich spektakulär.
Aus dem Alltag eines durchschnittlich blutrünstigen Nordmanns erzählen uns die
Alben Amon Amarths stets mit Nachdruck. Wie immer ein Fest!! Foto: Marlon Tiroke/ pixelio.de

1. "Deceiver of the Gods". Musikalisch untermalt hört sich der Satz "Asgaard has always been my home" unendlich viel cooler an. Der Einstieg ins aktuelle Album, der erste Riff des Titelsongs geht schwer in die Richtung Kreator, dann gibt es eine Wendung, die man Ende der 80er noch nicht im Programm hatte. Wow, aber nicht ganz so wow wie Surtur Rising oder valhall awaits me von den Vorgängeralben.
2. "As Loke falls". Der Halbgott fällt mit grandioser Melodie, tollen Gitarrenläufen à la Tipton und Downing und geilem Break.
3. Der "Father of the Wolf" erinnert schwer an Return of the Warlord von, ja auch geil und etwas peinlich: Manowar.
4. "Shape Shifter". Upps, fast schon Nähmaschinendrumming. Goil, der Formwandler bringt Abwechslung. Ich meine da auch ein Quäntchen Carcass zu Heartwork-Zeiten rauszuhören.
5. "Under Siege". Längst befinden wir uns im Belagerungszustand. Es stinkt nach siedendem Pech aus den Lautsprechern, überall abgehackte Gliedmaßen. Dann, Ehrfurcht, ist es Cliff Burton? Das Bass-Solo, denk ich, habe ich auch schon gespielt. Oh, ja, leider nix von mir, kling schon nach Anesthesia-Pulling teeth. Macht nix, das rockt gewaltig. Der Schluss ist ein Selbstzitat, weiß nur nicht, von welchem AA-Song...
6. "Blood Eagle". Geht ab, der Start. Erst Gemetzel und dann der Riff: Kennt jemand noch Voodoocult bzw. Grip Inc? "Killer Patrol in their Hate Machines", wurde da vor knapp 20 Jahren dazu gesungen. So 90er-Zeug, wo der Lombardo Dave getrommelt hat. Wo will der aktuell jetzt noch mal hin?
7. "We shall destroy". Den Ton anfangs so stehen lassen ist voll Roswell 47! Yeah, Hypocrisy hat jahrelang als Ausrede gedient, dass ich mir das Original, nicht die Fälschung Amon Amarth anhöre. Mittlerweile haben sich die aber so entwickelt, dass man beides kann, eher auf andere Bands (s.o.) achtet. Was ist das am Ende. Kracher! Das ist White Zombie Thunder Kiss '65 (AT-Gänger wissen Bescheid). Den Death-Metal-Puristen kommt derart Rhythmik ein bisschen nach Six Feet Under Lycanthropy vor. Trotzdem Olé!
8. Die Hölle, "Hel", stampft vergleichsweise dezent. Zunächst und nur bis zum Chor. Ist das Geoff Tate von Queensryche? Klingt doch nach, verdammt, ich komm' nicht drauf. Herrschaft und doch: Sauber und true, genau, das sind Candlemass, oder? Durchatmen.
9. "Coming of the Tide" Ein bissel ist das doch "Between the Hammer and the Anvil"? Heading northwards, heißt es irgendwo, es geht dem Ende entgegen. Baut Spannung auf, mehr nicht, oder? Plötzlich muss ich ein wenig an Nevermore denken, hach, Jeff Loomis verzeih mir. Tolles Solo!
10. Tja "Warriors of the North" ist die Quintessenz der ganzen Scheibe. Alles nochmal auf den Punkt gebracht, für alle die nicht so genau aufgepasst haben...

Jetzt ist se aus und hinterlässt nur verbrannte Erde. Das braucht es ab und zu. Die Volldröhung mit herrlichen Melodien. Manch einem gelüstet es nach Panflöte oder Enigma oder Vangelis oder allen Dreien (Siehe Link), harte Jungs brauchen da nur Amon Amarth. Alles niedergewalzt, erneut, erwartbar, nicht weniger stilvoll. Die Bonus-CD mit Priest-, Sabbath-, AC/DC-Hommagen (sic?) knallt nicht so richtig. Ist eher was für die dritte Zugabe.

Glaube, Amon Amarth kommen nach Ludwigsburg. Kurs setzen. Mein Schlachtschiff schließt sich der Flotte an... Kiss my ass! If you don't like it, I don't care (Zitat aus einem der oben zitierten Songs. Wer weiß, welcher?)


Sonntag, 16. Juni 2013

Die Woche der Symbolpolitik. Wenn es nur für alles die richtigen Schilder gäbe.

An dieser Stelle wird hiermit höchstoffiziell ein Hoch auf die vergangene Woche gesungen. Lasst es die Woche der Symbolpolitik sein. Ein Schlag ins Gesicht für alle, die eher nicht symbolisch mehr als nur knietief im Wasser stehen bzw. dasselbe mit hohem Druck in ihrem Gesicht verspürten. Sorry, ich erkläre:

Manche Schilder verlieren ihre eindeutige Wirkung im Zusammenhang. Foto: Wolfgang Dirscherl/ pixelio.de


Wenn in einer großen Stadt, in der hauptsächlichsten Stadt Deutschlands, in Berlin, ein Schloss gebaut wird, kostet das ein Schweinegeld. Mindestens genauso teuer kommt der Bau einer Kaserne auf einem Platz in der Türkei. Eher günstig kommen Steuerzahler und Co., wenn auf der A5 an und in der Ortenau ein paar Schilder aufgestellt werden. Alle drei Projekte haben gemein Ihren symbolischen Charakter.

Stopp Falsch: Demokratie war es dann doch nicht, oder?

Ein Symbol steht gemeinhin für etwas, meist für etwas, das man damit sagen will. In diesem Sinne:

Beim Berliner Schloss wird der Autor dieser Zeilen den Verdacht nicht los, dass über 600 Millionen Euro versenkt werden, um ein Zeichen zu setzen: Es könnte dafür stehen, dass man das mit der Demokratie doch nicht so toll findet, das Wähler, Bürger und so mal in Zukunft nicht so wählerisch sein sollten, nur so als Idee. War man früher ja auch nicht. Dafür gäbe es aber ganz im Geiste Humboldts ein paar wissenswerte Happen für das Bildungsspießertum im Museum zu konsumieren. Gut, dass es da immerhin schon basisdemokratische Gedanken für einen publikumswirksamen Abriss gibt.

Ein paar Kilometer südöstlich, um den geräumten Taksim-Platz in Istanbul, zeigt einer, der demokratisch gewählt wurde, was er davon hält. Nicht viel. Tayyip Erdogan will mit aller Gewalt eine Kaserne aufbauen, die für neo-osmanische Bestrebungen steht. Schon wieder die Bürger und Wähler als unmodisch im Visier. Bezeichnend, dass die alten Griechen das mit der Wählerei erfunden haben, oder? Ein Zeichen und Symbol des großen Erdogan indes: der Stinkefinger in Richtung des immerhin auf dem Papier demokratischen Europa.

Papiertiger jagen Minister: Friedenspolitik mit tieffliegenden Drohnen

Ein anderer Papiertiger hat gewütet und den Verkehrsminister unseres Landes Baden-Württemberg - noch demokratisch, auch mit Schloss - erneut und pressewirksam in die Ortenau gejagt. Leider nur auf Seite haumichblau im Guller gelandet ist die symbolkräftige Errichtung mehrer Symbole, äh Straßenschilder, die sich an Falschfahrer auf der A5 richten. Sie sollen beim Falschfahren möglichst schnell merken, dass sie falsch fahren. Die Kosten werden getragen von via solutions, das freundlicherweise auch gleich die Presse darüber informiert. Schön.

Schön wäre es übrigens, und dafür dient dieses Symbol geradezu perfekt, wenn es für alle Probleme die richtigen Schilder gäbe. Hat jemand die passende Idee, wie man geistige Falschfahrer vom Falschfahren abhalten könnte? Vielleicht ist es ja am Ende aber doch die Drohne, die hier Ihren Einsatz bekommt. Bumm.

Denn haut mal nicht so auf dem gebeutelten Verteidigungsminister rum. Hersteller Northrop Grumman lässt nämlich Teile - vielleicht auch des Euro Hawks - in Freiburg und Weisweil (Stichwort: Deutsche Arbeitsplätze) herstellen. Nicht, dass genau das Zeug, das nicht funktioniert, ausgerechnet Made in Germany wäre. Kein gutes Zeichen... das Bild bzw. Symbol taugt vielleicht besser im Zusammenhang mit Tieffliegern.

Peace!

PS: Für alle, die sich in Zukunft nicht mehr in die Daten schauen lassen wollen, gibt es Möglichkeiten, den Google-, NSA- und Merkel-Bots zu entwischen. Allen anderen, die wie ich zu bequem sind, sei hiermit gesagt: Ihr hättet es wissen können!

Sonntag, 19. Mai 2013

Up the Irons, hoch die Tassen: Meine Geschichte von und mit Maiden Beer

Jetzt könnte einer kommen und sagen: "Alte geldgeile und vor Penunzen bereits stinkende Säcke haben einen Weg gefunden noch ein paar Schubkarren mehr in ihren Geldspeicher schieben zu können bzw. schieben zu lassen. "

Vorurteil bestätigt: Maiden immer teuer aber gut

Also, alte geldgeile und vor Penunzen bereits stinkende Säcke haben einen Weg gefunden, noch ein paar Schubkarren mehr in ihren Geldspeicher schieben zu können bzw. schieben zu lassen. Ihr wisst es längst, die Rede ist von Iron Maiden bzw. dem Trooper Bier. Dickinson und Co. waren schon immer ganz vorne dabei, wenn es darum ging 120 Euro für ein - zugegebenermaßen cooles - Maiden FC Shirt zu verlangen, 50 Euro für T-Shirts beim Livekonzert anzusetzen, die dann keineswegs arg exklusiv 3 Wochen später für 18 Euro beim EMP zu haben waren.

Ambrosia für den Metal-Olymp

Egal, wir lieben die Irons: Sie haben sich mit Ihren ersten beiden Alben inklusive dem damals schlanken, ranken, stimmgewaltigen und saumäßig rockenden Paul Di' Anno in den Olymp musiziert und den Platz konnten sie bis dato locker verteidigen. Das jüngste, "The final frontier" kann man getrost vergessen und jeder - auch ich - Die-Hard-Fan muss zugeben, dass dieses Teil genauso wie die Dinger mit dem Bayley Blaze und den zugegebenermaßen ordentlichen Dance of Death, A matter of life and death und so im Regal verstauben. Live sind die Jungs trotz dreier Gitarren und bombastischer Bühnenshow auch nicht mehr das, was Sie Ender der 90er waren. Anfang, Mitte der 80er kann der Autor dieser Zeilen nur von DVD beurteilen. Er war da noch nicht so weit, auch wenn er nicht mehr mit der Trommel um den Christbaum gehüpft ist.

Keine faule Pfütze: Der lecker Trooper aus Stockport UK...
A star was born und isch scho' wieder gone: Die meisten der Troopers hier haben schon geschmeckt. Foto: ku
Es ist, wie es ist, es ist nicht mehr ganz so krass eine Geldfrage, wenn per Facebook das Iron Maiden Bier beworben wird. Original gebraut, die Hopfen - das Video hier beweist es - von Bruce persönlich gezupft und handverlesen. Wir blenden mal aus, dass klassisches englisches Bier in unseren Breitengraden einen nicht wirklich hervorragenden Ruf genießt. Vor 20 Jahren in Cornwall - schreckliche Erinnerungen drängeln sich vor das innere Auge - standen da in den Pubs diese Pinten voll Spülwasser mit ohne Schaum, farblich so in die Richtung Blut im Urin, von der Temperatur so ähnlich...

"Bestellen", lautet der Befehl. Und wenn Käptn' Bruce befiehlt, dann wird trotz aller Vorbehalte gehorcht. Gleich mal weiter geklickt. Oh, pro Order darf ich nur 8 Buddeln bestellen, kosten dann 18,50 - pro Flasche so rund 2,30 € - direkt bei ironmaidenbeer.com. Der Knaller aber die Versandkosten: 25,82 Britische Pfund, das Pfund-Zeichen auf der Laptop-Tastatur hat sich vor Scham grad versteckt. Sind umgerechnet 30,50 €. Das wäre dann ein Flaschenpreis von knapp 5 Euro.

Edel-Öl statt schnöseliger Lemmy-Rebensaft

Wahrlich, eine würdige Maiden-Brühung: Der Begriff Edel-Öl gewinnt so eine ganz neue Dimension. Das X rechts oben im Browser ward noch nie so schnell gedrückt. Die Rettung kommt in Form einer Google-Anzeige. Da gibt es doch tatsächlich so ein Versandhaus Metal&Wine. Lemmy-Shiraz, Slayer-Rotwein, AC/DC Sauvignon Blanc, Nightwish-Milch und so weiter, Ihr werdet es nicht glauben, oder doch? Habt Ihr dort schon bestellt?  Naja, es gibt dort tatsächlich die Maiden-Plörre. Die einzige Band mit löblichem Hopfenbrau für den Kühl- und Profantrinker. Sie wissen also doch, wo sie herkommen, die nicht mehr so jungen Jungs...

Alles in allem hat die Flasche dort inkl. Versand dann nur 2,40 gekostet. Tja, Maiden beweisen erneut und herzlich: Direkt vom Hersteller muss nicht immer günstiger sein.

Mehr davon: Up the Irons, hoch die Tassen!

Der ganz arg langen Rede Kurzer Sinn: Es handelt sich beim Bier der Robinson Brauerei keineswegs um eine faule Pfütze. Sehr hopfig und trotzdem durchaus auch für den hellen Biertyp sehr süffig. Der 5-Euro-Gutschein für die nächste Bestellung wird gewiss gebraucht. Vielleicht gar mal ein Fässchen anfragen?

Kurz noch zu den Fakten:
In der Pressemitteilung erklärt die Brauerei - liegt in Stockport, südlich von Manchester -, dass über 300.000 Pullen vorbestellt wurden aus über 184 Ländern. Topseller: Brasilien und tatsächlich kam wohl auch ne Order aus Vanuatu. Geliefert wird zwar nur an 27 Länder. Wahrscheinlich sprengten die Versandkosten im Pazifikraum aber auch den Rahmen. Cheers!

Freitag, 3. Mai 2013

Das Stadion, das Verrückte macht. 3 Euro ungrad und meine Beziehung zu die Bayern

Wir alle sind schwarzgelb, sind BVB, Lewandowski, Kuba, und immer noch Götze. Wir alle sind aktuell auch - das zu schreiben fällt zugegebenermaßen schwer - FC Bayern, aber eher ein bisschen weniger Uli. Nicht, weil er unseren geliebten Fußball mit in den Kommerz getrieben hat: hätte er das nicht getan, würden Barca und die Königlichen jetzt nicht wimmern. Er ist einer, der sich als Moralapostel aufgespielt hat und jetzt erwischt wurde. Stellt Euch einfach Jens Voigt vor, in flagranti geknipst mit einer Spritze in der Hand und schon wird die Dimension des Vergehens klar. Es wiegt nur Millionen Euro schwerer.

Ist aber auch wurscht. Football is coming hoam nach Wembley, dem einst ein Bayer tatsächlich den Todesstoß verpasst hat - wir erinnern uns an Didi Hamann. Das gibt mir die Gelegenheit auf einen ganz persönlichen Rückblick. Jeder hat eine langjährige Beziehung zu die Bayern. Ich gebe zu, in meinem Archiv sogar ein Mannschaftsfoto zu besitzen, mit Sören Lerby... einst gekauft anno Ende 80er im Olympiastadion-Fanshop.

Klar, war da nicht alles klar: Vaterfreuden und Erstkontakt

Es war der 3. März 2010. Im weiteren Freundeskreis, bei der Fahrt zum Länderspiel Deutschland-Argentinien, habe ich an diesem Tag verkündet, dass ich gedenke, Vater zu werden bzw. dass meine Freundin schwanger ist. Klar, war bei der Ankunft in der Allianz Arena nicht wirklich alles klar. Ein mächtiger Parkplatz. Erstkontakt. Aus dem Nichts taucht dieses Dings, dieses Alien-Mutterschiff auf und ragt einfach nur so vor sich hin. Den Besucher des Dreisamstadions, zudem vom Land, beeindruckt das schon.

OK. Eintritt. Viele freundliche Damen links, rechts, vorne, auf 12 Uhr, auf 1 Uhr und so weiter bieten das Aufladen der FC Bayern Card feil, mit der man an Getränke und Nahrung kommt. Es war eine verdammt feurige Stadionwurst, das weiß ich noch genau. Es war kalt. Das ein ums andere Mal wurde ein 10-Euro-Schein hochgeladen. Das Spiel, die reine Farce. Der Stehplatz hinterm Tor, auf Rasenniveau, geradezu unterirdisch. War schon alles ziemlich weit weg da auf der anderen Seite, wo grundsätzlich immer alles passiert ist. Hatte da schon den Eindruck, dass nicht alles im Lot ist beim FCB. Die Eckballfahne gegenüber schien mindestens fünf Meter tiefer zu liegen.

Ich habe mich ziemlich schnell auf eine wirklich grandiose Aussicht konzentriert: "Da am Rand steht der Fußballgott Deiner Jugend", dachte ich. Vergiss Messi, Ronaldo, Matthäus, Figo, Zidane. Meine erste TV-WM - 1986 in Mexiko - hat keiner geprägt wie er. Höchstens meine Mutter, die mir verboten hatte, das Achtelfinale gegen Marokko zu schauen. Diego Armando Maradona: Die Hand Gottes, das unglaubliche Solo gegen England. Er war stets präsent vor den leuchtenden Augen des damals 9jährigen. Das Finale hatten wir überhaupt nicht gewinnen können gegen so eine Naturgewalt.

Diego hat gefroren. Beobachtungen eines nicht nur Freudentrunkenen

Da stand er nun, an der Seitenlinie: rund 50 Meter entfernt. Es schien ein Schein um ihn herum. Es schien ihn auch nicht sonderlich zu interessieren, seine Gauchos gewannen 1:0. Er fror in seiner Jacke. Diego. Ich habe ihn gesehen. 50 Meter. Diego Armando Maradona. Ich war selig und, ja, nicht nur freudentrunken.

So ähnlich hat sie ausgesehen, die Karte, Sie alle zu finden und einen zu knechten. Nicht mit mir, habe ich gedacht, und 3 Euro ungrad und ein Dosenbier gerettet.                                                                                                                              Foto: sxc

Spiel aus. Ich muss noch etwas los werden. Der eine oder andere Mitfahrer im Bus hatte auf der Hinfahrt erklärt, mehrere Bayern-Cards in der heimischen Schublade zu verwahren: "Die nehme ich auch jedes Mal mit", der allgemeine O-Ton. Ich witterte System...

Nicht mit mir, Uli, denke ich. Nicht mit mir. Ich beginne einen wahren Interviewmarathon. Wo? Wo nur, kann ich meine Card zurückgeben. Es geht mir nicht um die 3 Euro ungrad - selbstverständlich will ich die Rummenige und Co. nicht kampflos überlassen - es geht darum, dass das Ding in der Hosentasche pulsiert. Ein Gefühl wie Handystrahlung bei langen Telefonaten. Die Körpertemperatur steigt. Weg, das Teil muss weg.

Wie Frodo vor dem Wurf in den Feuerschlund

Die vormals an jeder Ecke, unter jedem Pfeiler freundlich winkenden Lade-Damen waren verschwunden. War ich einer optischen Täuschung aufgesessen? Der Strom der Nach-Hause-Geher riss mich mit. Fragen. Keine Antworten. Ich hätte wohl zu diesem Zeitpunkt 10 Euro bezahlt, die Karte an einen Berechtigten abgeben zu können. So hat sich Frodo gefühlt, denke ich. Die Bayern-Karte macht nur nicht unsichtbar. Sie ließ nur meine Scheine verschwinden. Ein Gollum war weit und breit nicht zu erkennen.

Schließlich, manische Ewigkeiten später, eine verwunderte Auskunft (Kennt jemand "Asterix erobert Rom. Das Haus, das Verrückte macht?") Ja, ist doch klar, draußen beim Parkplatz, da, wo es die Tickets gibt. Ich, irre benommen, zielgenau, dorthin und nirgends anders...

Was erwartet mich? Eine breitgefächerte Skala von zirka 34 Ticketständen. Genau einer ist besetzt und knapp 1.000 Querulanten, will heißen Brüder und Schwester im Geiste, haben das gleiche vor. Du liebe Zeit. Man wartet doch im Bus auf mich. Allerdings entwickeln sich einige interessante Gespräche. Ich meine, von einem Dortmunder habe ich sogar ein Dosenbier geschenkt bekommen. Nett. Die Karte war gefühlte drei Stunden später zurück in den gläsernen Schlund gesteckt. Spielt kaum eine Rolle, dass der Bus schon einmal losgefahren war, nachdem man mich verzweifelt versucht hat, telefonisch zu erreichen. Zum Glück war Stau auf dem Parkplatz. Die richtige Tür hat sich dann doch für mich geöffnet...

Die Moral von der Geschichte aber könnte lauten: Wegen meiner 3 Euro ungrad, die vielleicht am Ende so nie versteuert worden wären, kommt ganz bestimmt keiner hinter Gitter...

Ich freue mich auf ein hochklassiges CL-Finale und wünsche meinen Freiburgern eine Saison ohne internationalen Stress...

Samstag, 13. April 2013

Wenn man schon einmal einen geladen hat...Strafe muss sein: der Form halber.

Wer bekommt schon gerne einen Korb? Mitarbeiter der Agentur für Arbeit sind auch nur Menschen und wollen ernst genommen werden. Eine Sprecherin gab dieser Tage medienwirksam die Parole für Ihre Kollegen aus: "Wir sagen den Vermittlern ganz klar: Lasst euch nicht von Leuten auf der Nase herumtanzen, die immer dann krank sind, wenn wir mit ihnen etwas vorhaben." Es ist aber auch ärgerlich. Man hat sich schick gemacht, etwas Feines vorbereitet, harrt in freudiger Erwartung und die Verabredung lässt die Stunden verstreichen - in blanker Abwesenheit.

Unwohlsein: Keine Ausrede. Eine Beleidung des Entschuldigten
Wer sich so entschuldigt bzw. beurlaubt, dessen Weg ist vorgezeichnet. Der Lateiner sagt, quod est demonstrandum. Was zu beweisen war. Entschuldigung dafür, echt. Der Blick zurück erzeugt fast schon starkes Unwohlsein.
Scan des Originaldokuments aus dem Jahre 1996: ku

Aufforderung zum Tanz abgelehnt

Der Gipfel: Fragt der oder die so kläglich Verschmähte nach, kommt lapidar und fantasielos: "War krank." Der oder die so brutal Zurückgewiesene schreit nach Bestrafung. "Wenn wir etwas mit Ihnen vorhaben", sagte doch die nicht näher benannte Dame aus der PR-Abteilung. "Was hat man denn auf dem Amt mit mit vor", mag einer fragen. Langsam kommt das schlechte Gewissen. Wäre es ein Ausflug in den Zoo geworden? Ein netter Klatsch über die hervorragende Situation unserer Championsleague-Teilnehmer? Eine Aufforderung zum Tanz auf der Nase? Oder gar ein Fulltime-Job? Eher nicht. Oder doch blanke Drohungen? Wir erfahren an dieser Stelle nur, dass man bei Agentur oder kommunaler Arbeit "etwas vor hat".

Ist das schon ein richtiger Schritt, wenn man einen Schritt plant? Das ist Philosophie. Philosophie für alle, die noch etwas vorhaben.

Formblätter sind die Antwort und weisen den Weg

Man lässt sich was einfallen. Strafe. Zero Tolerance. Fast. "Formblätter machten eine Gesundheitsprüfung zu einem ernstzunehmenden Instrument", heißt es weiter. Das Espenlaub zittert schon wie der zu Hypochondrie neigende Arbeitssuchende. Formblätter waren schon immer die Antwort auf alles, oder? Dass jetzt Info-Austausch mit der Krankenkasse stattfindet, ein ärgerlicher Schritt zu mehr Datentransparenz. Dass die zum 1. April eingeführte Geschichte kein Scherz war, ebenso blöd. Obwohl: "Die Vermittler hätten schon immer die Möglichkeit gehabt, den Medizinischen Dienst der Kassen einzuschalten." Nix Neues also? Eine Nicht-Nachricht?

Gemeinsam. Hand in Hand. Höflichkeit, lautet das Gebot

Nutzen wir das an dieser Stelle für einen Aufruf zu mehr Fantasie und Selbst-Disziplin. "Lernen Sie, auf die sanfte Art Nein zu sagen." Wir sind doch alles nur Menschen, auch Arbeitslose übrigens...

PS: Die Agentur warnt , die Zahl von über 1 Million Sanktionen gegen Arbeitslose mit Vorsicht zu genießen (plus 11 Prozent gegenüber 2011). Gibt es laut offizieller Statistik überhaupt so viele Arbeitslose?

Samstag, 6. April 2013

Schwein, Rindvieh, Scheiße: Gesellschaftliche Fragen am Rande der Ernährung

Du bist, was Du isst. Schweinerei. Lieber ein Rindvieh, höchstgenüsslich. In anderen Ländern werden diese Tiere schließlich verehrt. In anderen Ländern geht es Menschen auch nicht so gut wie hier bei uns. Also alles eine Frage der Herkunft, auch der Luxus, sich über die Herkunft seiner Lebensmittel auslassen zu können:

Auf die Frage in der aktuellen sonntaz, was Sie denn am meisten empört, entgegnet Fernsehköchin Sarah Wiener: "Eine Binsenweisheit: dass dem wirtschaftlichen Wachstum und der Gewinnmaximierung alles andere untergeordnet wird: Mitmenschlichkeit, Gerechtigkeit, Freiheit und Solidarität - obwohl wir längst begriffen haben, dass Wachstum endlich ist." Schon wieder dieser Tonfall: Die Prophetin gegen das Establishment und den Selbstbetrug des Mittelstands, Ulrike Herrmann, spricht seit Jahren dieses Mantra - unter anderen. Aktuell besticht Harald Welzer durch seine scharfe Analyse. Er entlarvt den Konsumismus.

Kaufen, um zu kaufen, damit wir uns wieder mal etwas leisten können...

Wir alle sind dem Konsumismus verfallen. Um seiner selbst willen. Der Konsumismus ist die Methode, die Rädchen immer weiter drehen zu lassen. Bedürfnisse werden erzeugt, Verlangen geweckt, um weitere folgen zu lassen... Die Industrie freut es. Der Konsument bleibt friedlich. Mit Karl Krauss: "Kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte."

Ab in die Tonne: Die Hälfte des Einkaufs wird so verdaut... Foto: ku

Das gleiche Spiel bei der Ernährung: "Es wurden Lebensmittel mit einem enormen Aufwand, mit einer enormen Marketingmaschine und Lobbyismus auf den Markt gedrückt, die unsere Eltern gar nicht als Lebensmittel erkannt hätten. Damit wir irgendein gefärbtes, künstliches, konserviertes, geschmacksintensiviertes Zeug essen, das uns nicht glücklich macht, uns nicht befriedigt, uns nicht sättigt", erklärt Sarah Wiener weiter. Nachzulesen in einer Woche in ihrem neuen Buch "Zukunftsmenü".

Lieber Winter-Portulak statt weichmassiertes Kobe-Rind

Klingt das für Euch nach dem ewig-elitären bio-demeter-teuer-und-koberind-gelaber?

Keineswegs: Es geht um regional und saisonal und erst dann um bio. Das Siegel hat nämlich ziemlich viel an Sinn eingebüßt, wenn eine Banane 3.000 Kilometer durch die Gegend geflogen wurde.

Bei uns gibt es im Moment Spinat, Tondo (ne Art Rote Beete), Kartoffeln, Endiviensalat und Purple Haze-Karotten (nix zum Rauchen!!!) und Äpfel. Dazu entdecken wir witzige und leckere Dinge wie Winter-Portulak. Klingt jetzt voll öko, abstoßend, nach: Wie kann einer nur sein Geld derart rausschmeißen?

Bio gleich teuer? Das ist die wahre Biolüge. Beispiel gefällig: Endiviensalat hat uns 1,49 € gekostet, Demeter, deutsch. Im Supermarkt des Vertrauens 1,99 €, konventionell aus weiter weg. Auf Fleisch verzichtet der Metzger-Schwiegersohn dieser Zeilen nicht. Wegwerfen schmerzt, weswegen weniger eingekauft wird...

Sarah Wiener: "Zum Genuss gehört Beschränkung und nicht die ständige Verfügbarkeit auf Kosten der Qualität."

Sind Kannibalen die besseren Menschen?

Du bist, was Du isst. Kannibalismus für eine bessere Welt, mehr Menschlichkeit? Lieber dann doch nicht so weit gehen.

Muss nicht immer alles verfügbar sein und vor allen Dingen nicht zehnmal verpackt. Wenn wir Äpfelstücke, eingeschweißt in der Schale essen, ist es kein Wunder, wenn sich Kids vor Äpfeln an Bäumen ekeln.

Wenn wir ein wenig darauf achten, dass nicht die Hälfte des Einkaufs wieder in der Tonne landet, wird Ernährung gleich nochmal günstiger. Und vielleicht verändern wir auch das Verhältnis zum Ergebnis der Verdauung, das übrigens auch erst jüngst - mit Beginn der Industrialisierung (auch der Futtermittel) - in ein gänzlich negatives sich verwandelt hat. Nachzulesen bei Florian Werner. Man muss ja nicht gleich Scheiße essen...

Aber mit dem Überdenken unseres Verhältnisses zum Futter stehen wir nur am Anfang einer größeren gesellschaftlichen Veränderung. Haben schon wieder die letzten Tage der Menschheit begonnen?

Samstag, 16. März 2013

Gottgegeben: Agenda, Autobahnen, Haushaltsstreber und jetzt erstmal doch nicht Diego I.

Hat die Hand Gottes einen Vogel? Foto: sxc.hu/ sokhia
Es hat gedauert bis derart Feierlichkeiten verdaut waren. Der Autor dieser Zeilen hat um Fassung gerungen, als es hieß "habemus papam". Dann die Frage: "Wer's n das?". Dann die Erkenntnis: "Das wird den anderen Erdteilen mit dem Ratzinger nicht anders gegangen sein."

Agenda 2010 und Autobahnen: Segensreiche Wirkung?

Tags darauf, am 14. März nämlich ging vor lauter Grund zum Feiern fast schon unter, dass die Agenda 2010 Ihren zehnten Geburtstag gefeiert hat. Manch einer wie Kollege Thomas Fricker in der BZ verkauft sie als Erfolg, als notwendige Zäsur. Ein findiger Leser (Frank Reiger) kommentiert: "Die deutsche Wirtschaftsgeschichte kolportiert hartnäckig zwei Heilsgeschichten: die von der segensreichen Wirkung von Führers Autobahnen und seit neuestem von der Rettung Deutschlands durch Schröders Agenda."

Der Export war es mal wieder, nicht die Inlandsnachfrage

Der wirtschaftsweise Peter Bofinger indes malt ebenso ein realistischeres Bild, das von den getriebenen Politikern nämlich. Schröder und Co. schwimmen im Strom, reagieren auf Gegebenheiten und verdanken den vermeintlichen Erfolg - Wachstum - nicht etwa der Deutschland AG, sondern dem Mittelstand, der nur das Geld ausgibt, das ihm auch zur Verfügung steht. Und die Chinesen und andere, die unsere Exporte überschwenglich gekauft haben.

Zu den Mythen um Hartz IV gehört der stabile Arbeitsmarkt und die Wirtschaftsleistung. Tatsächlich haben wir laut Bofinger in D-West gerade mal 230.000 Arbeitslose weniger als vor zehn Jahren, das Wirtschaftswachstum basiert darauf, dass die Preise durch Lohnverzicht niedrig gehalten und so im internationalen Vergleich mehr als nur konkurrenzfähig sind. Wettbewerbsvorteil durch Lohndumping. Was Hartz IV, Kurz- und Leiharbeit den Staat tatsächlich kosten können, lässt sich wohl schwer in Summen ausdrücken. Joachim Petrik vom ergänzt den wirtschaftsweisen Kommentar um schwerwiegende Missstände, die zu einer sozialen Schieflage bereits geführt haben...

Haushaltsstreber dank Sozialkürzungen

Doch wir waren doch dabei, uns so richtig zu freuen. Unser Finanzminister hat - rechtzeitig vor Verabschiedung des EU-Haushaltes als leuchtendes Vorbild sozusagen - den aktuellen Haushalt und die Aussichten für die kommenden Jahre vorgelegt. Zahlen sind Schall und Rauch, oder wie stellen wir uns eine Milliarde vor? Daher die Kernaussage: Dieses Jahr wenig Neuverschuldung, nächstes Jahr noch weniger. 2015 ganz ohne neue Schulden. Prima: Dionysos schau her, wer eisern spart, der kommt auch mit einem knappen Geldbeutel hin. Wolfgang Schäuble erreicht die Zahlen, indem er Zuschüsse für die Kranken- und für die Rentenversicherung kürzt und indem er einfach das aktuelle niedrige Zinsniveau fortrechnet.

Spitzenmäßig: Das gute zu erwartende Ergebnis basiert also nicht wirklich auf der Schaffung von Rahmenbedingungen für eine immer leistungsstärkere Wirtschaft.

Wir ziehen das Fazit: Bei Bundeshaushalt oder Agenda 2010 setzt man viel lieber auf den Zufall oder die mutwilligen Marktbedingungen, denen man sich bereitwillig unterwirft. Viel besser und weihevoller klingt es aber, wenn wir sagen, wir verlassen uns auf die Hand Gottes. Naheliegend, mit einem Argentinier als Papst - auch wenn es nicht Diego I. ist. Oder haben die alle einen Vogel?

Dienstag, 12. März 2013

S21, Peter Ramsauer und ein kompliziertes Geflecht

Selbst die Tagesschau hat es auf dem Ticker: Peter Ramsauer spielt die Bahnpreiskarte wurde am 7. März gemeldet. Die armen gebeutelten Bahnfahrer, so des Verkehrsministers ernstgemeinte Befürchtung, müssen für Stuttgart 21 vielleicht in den Geldbeutel langen.


Tja, das wird ja immer interessanter mit dem Stuttgarter Untergrund: Selbstverständlich kostet das ganze Projekt deutlich mehr als noch bei der Volksabstimmung beschlossen. Naturgesetz. Selbstverständlich müssen jetzt Gerichte klären, wer die Mehrkosten trägt. Das Land will nicht mehr bezahlen. Winfried Kretschmann und Nils Schmid geben sich aktuell noch eisern.

Mmmh, es ist halt schon ein kompliziertes Zahlengeflecht und man muss den Politikern doch zugestehen, sich auf der Seite der Bürger, der aufrechten Steuerzahler, wacker zu schlagen, oder?

Schlüsseln wir doch mal auf: Die Beteiligten sind Bund, Länder und Die Bahn.

Wie finanziert sich der Bund? Richtig, über Steuern. Woher kommen die? Vom Bürger, genau.
Wie finanzieren sich die Länder? Richtig, über Steuern. Woher kommen die? Vom Bürger, genau.

Bei der Bahn wird es kompliziert: Wem gehört das Unternehmen? Dem Bund. Mehrausgaben oder Verluste werden abgeschrieben, in letzter Konsequenz aber vom Steuerzahler getragen, oder?
Wie finanziert sich die Bahn sonst? Durch Tickets. Wer kauft Tickets? Vornehmlich die gemeine Bürgerschaft, in der Regel also der Steuerzahler...

Wer zahlt Stuttgart 21? Steuerzahler oder Steuerzahler oder Steuerzahler?

Die gesamte Debatte um S21 dreht sich also darum,
  • ob der Steuerzahler und Verbraucher  über Landessteuern wie die Biersteuer
  • ob der Steuerzahler und Verbraucher über Bundessteuern wie die Mineralölsteuer oder Branntwein- oder Tabaksteuer,
  • ob der Steuerzahler und Verbraucher  und Verbraucher über Bahntickets
  • oder ob der Steuerzahler und Verbraucher  - sicherheitshalber führe ich die auch noch an; die Stadt Stuttgart muss doch sicher auch irgendwie ran - über Hunde- oder Vergnügungs- oder Schankerlaubnissteuer 
die (Mehr-)kosten übernimmt.

Praktizierte Basisdemokratie

Wenn Ihr Euer Bier also in Zukunft zuhause trinkt, dann finanziert Ihr das Land. Trinkt Ihr noch ein Schnaps dazu und raucht die eine oder andere Kippe, finanziert Ihr den Bund. Geht Ihr in eine Stuttgarter Kneipe, freuen sich Wirt und die Stadt.

Bahn fährt sowieso keiner. Das ist praktizierte Basisdemokratie...



Freitag, 1. März 2013

Einblicke für Gebührenzahler


Wohin verschwinden denn die Rundfunkgebühren, die jetzt nicht mehr so heißen, sondern eine Abgabe sind oder war das anders rum?

Tja, davon abgesehen, dass - obwohl die Geduld längst verloren - immer noch der Untersuchungsausschuss tagt: Es werfe der geneigte Demokrat einen Blick auf die Mikrofone und stutze. Die Privaten scheint es nicht zu interessieren, dafür aber uns Steuerzahler umso mehr. Habe jüngst bei "Phoenix - das war der Tag" ein Ähnliches Bild gesehen, nur mit anderem Personal. Glaube sogar die Überschriften entsprachen der vom September...

Meinungsvielfalt wird hier doch künstlich suggeriert und subventioniert. Kommt der Herr mit dem Smartphone gar von der Jungen Freiheit?