Kurz zum Geleit
Anhänger der Lehren des Marquis de Sade, Ihr seid hier falsch! Denn die ganze Welt hat sehnsüchtig darauf gewartet, dass sich noch einer öffentlich in die Gefilde der wirklich bewegenden SM, der Social Media begibt. In diesem Sinne...

Samstag, 13. April 2013

Wenn man schon einmal einen geladen hat...Strafe muss sein: der Form halber.

Wer bekommt schon gerne einen Korb? Mitarbeiter der Agentur für Arbeit sind auch nur Menschen und wollen ernst genommen werden. Eine Sprecherin gab dieser Tage medienwirksam die Parole für Ihre Kollegen aus: "Wir sagen den Vermittlern ganz klar: Lasst euch nicht von Leuten auf der Nase herumtanzen, die immer dann krank sind, wenn wir mit ihnen etwas vorhaben." Es ist aber auch ärgerlich. Man hat sich schick gemacht, etwas Feines vorbereitet, harrt in freudiger Erwartung und die Verabredung lässt die Stunden verstreichen - in blanker Abwesenheit.

Unwohlsein: Keine Ausrede. Eine Beleidung des Entschuldigten
Wer sich so entschuldigt bzw. beurlaubt, dessen Weg ist vorgezeichnet. Der Lateiner sagt, quod est demonstrandum. Was zu beweisen war. Entschuldigung dafür, echt. Der Blick zurück erzeugt fast schon starkes Unwohlsein.
Scan des Originaldokuments aus dem Jahre 1996: ku

Aufforderung zum Tanz abgelehnt

Der Gipfel: Fragt der oder die so kläglich Verschmähte nach, kommt lapidar und fantasielos: "War krank." Der oder die so brutal Zurückgewiesene schreit nach Bestrafung. "Wenn wir etwas mit Ihnen vorhaben", sagte doch die nicht näher benannte Dame aus der PR-Abteilung. "Was hat man denn auf dem Amt mit mit vor", mag einer fragen. Langsam kommt das schlechte Gewissen. Wäre es ein Ausflug in den Zoo geworden? Ein netter Klatsch über die hervorragende Situation unserer Championsleague-Teilnehmer? Eine Aufforderung zum Tanz auf der Nase? Oder gar ein Fulltime-Job? Eher nicht. Oder doch blanke Drohungen? Wir erfahren an dieser Stelle nur, dass man bei Agentur oder kommunaler Arbeit "etwas vor hat".

Ist das schon ein richtiger Schritt, wenn man einen Schritt plant? Das ist Philosophie. Philosophie für alle, die noch etwas vorhaben.

Formblätter sind die Antwort und weisen den Weg

Man lässt sich was einfallen. Strafe. Zero Tolerance. Fast. "Formblätter machten eine Gesundheitsprüfung zu einem ernstzunehmenden Instrument", heißt es weiter. Das Espenlaub zittert schon wie der zu Hypochondrie neigende Arbeitssuchende. Formblätter waren schon immer die Antwort auf alles, oder? Dass jetzt Info-Austausch mit der Krankenkasse stattfindet, ein ärgerlicher Schritt zu mehr Datentransparenz. Dass die zum 1. April eingeführte Geschichte kein Scherz war, ebenso blöd. Obwohl: "Die Vermittler hätten schon immer die Möglichkeit gehabt, den Medizinischen Dienst der Kassen einzuschalten." Nix Neues also? Eine Nicht-Nachricht?

Gemeinsam. Hand in Hand. Höflichkeit, lautet das Gebot

Nutzen wir das an dieser Stelle für einen Aufruf zu mehr Fantasie und Selbst-Disziplin. "Lernen Sie, auf die sanfte Art Nein zu sagen." Wir sind doch alles nur Menschen, auch Arbeitslose übrigens...

PS: Die Agentur warnt , die Zahl von über 1 Million Sanktionen gegen Arbeitslose mit Vorsicht zu genießen (plus 11 Prozent gegenüber 2011). Gibt es laut offizieller Statistik überhaupt so viele Arbeitslose?

Samstag, 6. April 2013

Schwein, Rindvieh, Scheiße: Gesellschaftliche Fragen am Rande der Ernährung

Du bist, was Du isst. Schweinerei. Lieber ein Rindvieh, höchstgenüsslich. In anderen Ländern werden diese Tiere schließlich verehrt. In anderen Ländern geht es Menschen auch nicht so gut wie hier bei uns. Also alles eine Frage der Herkunft, auch der Luxus, sich über die Herkunft seiner Lebensmittel auslassen zu können:

Auf die Frage in der aktuellen sonntaz, was Sie denn am meisten empört, entgegnet Fernsehköchin Sarah Wiener: "Eine Binsenweisheit: dass dem wirtschaftlichen Wachstum und der Gewinnmaximierung alles andere untergeordnet wird: Mitmenschlichkeit, Gerechtigkeit, Freiheit und Solidarität - obwohl wir längst begriffen haben, dass Wachstum endlich ist." Schon wieder dieser Tonfall: Die Prophetin gegen das Establishment und den Selbstbetrug des Mittelstands, Ulrike Herrmann, spricht seit Jahren dieses Mantra - unter anderen. Aktuell besticht Harald Welzer durch seine scharfe Analyse. Er entlarvt den Konsumismus.

Kaufen, um zu kaufen, damit wir uns wieder mal etwas leisten können...

Wir alle sind dem Konsumismus verfallen. Um seiner selbst willen. Der Konsumismus ist die Methode, die Rädchen immer weiter drehen zu lassen. Bedürfnisse werden erzeugt, Verlangen geweckt, um weitere folgen zu lassen... Die Industrie freut es. Der Konsument bleibt friedlich. Mit Karl Krauss: "Kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte."

Ab in die Tonne: Die Hälfte des Einkaufs wird so verdaut... Foto: ku

Das gleiche Spiel bei der Ernährung: "Es wurden Lebensmittel mit einem enormen Aufwand, mit einer enormen Marketingmaschine und Lobbyismus auf den Markt gedrückt, die unsere Eltern gar nicht als Lebensmittel erkannt hätten. Damit wir irgendein gefärbtes, künstliches, konserviertes, geschmacksintensiviertes Zeug essen, das uns nicht glücklich macht, uns nicht befriedigt, uns nicht sättigt", erklärt Sarah Wiener weiter. Nachzulesen in einer Woche in ihrem neuen Buch "Zukunftsmenü".

Lieber Winter-Portulak statt weichmassiertes Kobe-Rind

Klingt das für Euch nach dem ewig-elitären bio-demeter-teuer-und-koberind-gelaber?

Keineswegs: Es geht um regional und saisonal und erst dann um bio. Das Siegel hat nämlich ziemlich viel an Sinn eingebüßt, wenn eine Banane 3.000 Kilometer durch die Gegend geflogen wurde.

Bei uns gibt es im Moment Spinat, Tondo (ne Art Rote Beete), Kartoffeln, Endiviensalat und Purple Haze-Karotten (nix zum Rauchen!!!) und Äpfel. Dazu entdecken wir witzige und leckere Dinge wie Winter-Portulak. Klingt jetzt voll öko, abstoßend, nach: Wie kann einer nur sein Geld derart rausschmeißen?

Bio gleich teuer? Das ist die wahre Biolüge. Beispiel gefällig: Endiviensalat hat uns 1,49 € gekostet, Demeter, deutsch. Im Supermarkt des Vertrauens 1,99 €, konventionell aus weiter weg. Auf Fleisch verzichtet der Metzger-Schwiegersohn dieser Zeilen nicht. Wegwerfen schmerzt, weswegen weniger eingekauft wird...

Sarah Wiener: "Zum Genuss gehört Beschränkung und nicht die ständige Verfügbarkeit auf Kosten der Qualität."

Sind Kannibalen die besseren Menschen?

Du bist, was Du isst. Kannibalismus für eine bessere Welt, mehr Menschlichkeit? Lieber dann doch nicht so weit gehen.

Muss nicht immer alles verfügbar sein und vor allen Dingen nicht zehnmal verpackt. Wenn wir Äpfelstücke, eingeschweißt in der Schale essen, ist es kein Wunder, wenn sich Kids vor Äpfeln an Bäumen ekeln.

Wenn wir ein wenig darauf achten, dass nicht die Hälfte des Einkaufs wieder in der Tonne landet, wird Ernährung gleich nochmal günstiger. Und vielleicht verändern wir auch das Verhältnis zum Ergebnis der Verdauung, das übrigens auch erst jüngst - mit Beginn der Industrialisierung (auch der Futtermittel) - in ein gänzlich negatives sich verwandelt hat. Nachzulesen bei Florian Werner. Man muss ja nicht gleich Scheiße essen...

Aber mit dem Überdenken unseres Verhältnisses zum Futter stehen wir nur am Anfang einer größeren gesellschaftlichen Veränderung. Haben schon wieder die letzten Tage der Menschheit begonnen?