Kurz zum Geleit
Anhänger der Lehren des Marquis de Sade, Ihr seid hier falsch! Denn die ganze Welt hat sehnsüchtig darauf gewartet, dass sich noch einer öffentlich in die Gefilde der wirklich bewegenden SM, der Social Media begibt. In diesem Sinne...

Samstag, 6. April 2013

Schwein, Rindvieh, Scheiße: Gesellschaftliche Fragen am Rande der Ernährung

Du bist, was Du isst. Schweinerei. Lieber ein Rindvieh, höchstgenüsslich. In anderen Ländern werden diese Tiere schließlich verehrt. In anderen Ländern geht es Menschen auch nicht so gut wie hier bei uns. Also alles eine Frage der Herkunft, auch der Luxus, sich über die Herkunft seiner Lebensmittel auslassen zu können:

Auf die Frage in der aktuellen sonntaz, was Sie denn am meisten empört, entgegnet Fernsehköchin Sarah Wiener: "Eine Binsenweisheit: dass dem wirtschaftlichen Wachstum und der Gewinnmaximierung alles andere untergeordnet wird: Mitmenschlichkeit, Gerechtigkeit, Freiheit und Solidarität - obwohl wir längst begriffen haben, dass Wachstum endlich ist." Schon wieder dieser Tonfall: Die Prophetin gegen das Establishment und den Selbstbetrug des Mittelstands, Ulrike Herrmann, spricht seit Jahren dieses Mantra - unter anderen. Aktuell besticht Harald Welzer durch seine scharfe Analyse. Er entlarvt den Konsumismus.

Kaufen, um zu kaufen, damit wir uns wieder mal etwas leisten können...

Wir alle sind dem Konsumismus verfallen. Um seiner selbst willen. Der Konsumismus ist die Methode, die Rädchen immer weiter drehen zu lassen. Bedürfnisse werden erzeugt, Verlangen geweckt, um weitere folgen zu lassen... Die Industrie freut es. Der Konsument bleibt friedlich. Mit Karl Krauss: "Kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte."

Ab in die Tonne: Die Hälfte des Einkaufs wird so verdaut... Foto: ku

Das gleiche Spiel bei der Ernährung: "Es wurden Lebensmittel mit einem enormen Aufwand, mit einer enormen Marketingmaschine und Lobbyismus auf den Markt gedrückt, die unsere Eltern gar nicht als Lebensmittel erkannt hätten. Damit wir irgendein gefärbtes, künstliches, konserviertes, geschmacksintensiviertes Zeug essen, das uns nicht glücklich macht, uns nicht befriedigt, uns nicht sättigt", erklärt Sarah Wiener weiter. Nachzulesen in einer Woche in ihrem neuen Buch "Zukunftsmenü".

Lieber Winter-Portulak statt weichmassiertes Kobe-Rind

Klingt das für Euch nach dem ewig-elitären bio-demeter-teuer-und-koberind-gelaber?

Keineswegs: Es geht um regional und saisonal und erst dann um bio. Das Siegel hat nämlich ziemlich viel an Sinn eingebüßt, wenn eine Banane 3.000 Kilometer durch die Gegend geflogen wurde.

Bei uns gibt es im Moment Spinat, Tondo (ne Art Rote Beete), Kartoffeln, Endiviensalat und Purple Haze-Karotten (nix zum Rauchen!!!) und Äpfel. Dazu entdecken wir witzige und leckere Dinge wie Winter-Portulak. Klingt jetzt voll öko, abstoßend, nach: Wie kann einer nur sein Geld derart rausschmeißen?

Bio gleich teuer? Das ist die wahre Biolüge. Beispiel gefällig: Endiviensalat hat uns 1,49 € gekostet, Demeter, deutsch. Im Supermarkt des Vertrauens 1,99 €, konventionell aus weiter weg. Auf Fleisch verzichtet der Metzger-Schwiegersohn dieser Zeilen nicht. Wegwerfen schmerzt, weswegen weniger eingekauft wird...

Sarah Wiener: "Zum Genuss gehört Beschränkung und nicht die ständige Verfügbarkeit auf Kosten der Qualität."

Sind Kannibalen die besseren Menschen?

Du bist, was Du isst. Kannibalismus für eine bessere Welt, mehr Menschlichkeit? Lieber dann doch nicht so weit gehen.

Muss nicht immer alles verfügbar sein und vor allen Dingen nicht zehnmal verpackt. Wenn wir Äpfelstücke, eingeschweißt in der Schale essen, ist es kein Wunder, wenn sich Kids vor Äpfeln an Bäumen ekeln.

Wenn wir ein wenig darauf achten, dass nicht die Hälfte des Einkaufs wieder in der Tonne landet, wird Ernährung gleich nochmal günstiger. Und vielleicht verändern wir auch das Verhältnis zum Ergebnis der Verdauung, das übrigens auch erst jüngst - mit Beginn der Industrialisierung (auch der Futtermittel) - in ein gänzlich negatives sich verwandelt hat. Nachzulesen bei Florian Werner. Man muss ja nicht gleich Scheiße essen...

Aber mit dem Überdenken unseres Verhältnisses zum Futter stehen wir nur am Anfang einer größeren gesellschaftlichen Veränderung. Haben schon wieder die letzten Tage der Menschheit begonnen?

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